Auf Rosen gebettet / In a Bed of Roses

Auf Rosen gebettet   

Stefan Roloff • Deborah Sengl • Yukiko Terada •
Jörn Grothkopp

14. Juli – 03. September 2016

Die Gruppenausstellung „Auf Rosen gebettet“ mit Arbeiten der Künstler Stefan Roloff, Deborah Sengl, Yukiko Terada und Jörn Grothkopp setzt sich mit Überlebenskämpfen in unserer globalen Welt und dem Thema Heimat bzw. Verlust von Heimat auseinander.

Stefan Roloff hatte sich diesem Kampf mit 16 gestellt, als er der Enge der Frontstadt Westberlin entfloh. Nur knapp entkam er in Francos Spanien der faschistischen Polizei. Die existenziellen Erfahrungen als Migrant, in späteren Jahren in Mexiko und den USA, haben den deutsch-amerikanischen Künstler geprägt und fließen in seine Arbeit ein.
Die ausgestellten großformatigen Tuschezeichnungen sind Teil des Zyklus „Arche O-Platz“, eines geplanten Monuments auf dem Kreuzberger Oranienplatz, das von der Protestbewegung der Flüchtlinge inspiriert wurde. Das Modell des Monuments, das Teil der Präsentation in der Galerie Deschler sein wird, hat Roloff einem Schiff nachempfunden. Doch er verwendet den Begriff Arche in seiner ursprünglichen Form, die im Altgriechischen „Ursprung von Aktion“ bedeutet. Das Monument wird Raum für die Selbstorganisation und Integration von Migranten geben, frei von religiösen oder politischen Einflüssen. Die Realisierung ist für 2017 geplant und wird von der Akademie der Künste unterstützt.

Auch Deborah Sengls Arbeit „Home Story“ beschäftigt sich mit der Kluft, die sich in der menschlichen Gesellschaft durch zunehmend gespaltene Realitäten vertieft. Die Figur des Obdachlosen – auch er ein Entwurzelter, aus seinem natürlichen Lebensumfeld Gefallener (oder Gestoßener) – wird neben das mit Luxusmarkenartikeln ausgestattete Selfie-Girl gestellt. Letzteres ist aber im Grunde nicht weniger von den Wurzeln des eigenen authentischen Seins abgeschnitten, denn die Selbstdefinition über Statussymbole und Selfieposen sprechen eine unüberhörbare Sprache von Sinnverlust, Entfremdung und innerer Verödung.

Die in Berlin lebende japanische Künstlerin Yukiko Terada geht das Thema auf die ihr eigene subtil indirekte und poetische Weise an. Ihre Arbeit „Birthday Flowers From Fukushima“ bezieht sich auf die zwangsweise Umsiedlung der Anwohner des Atomkraftwerks Fukushima nach dem durch den Tsunami ausgelösten Super-GAU – eine Kombination von Natur- und menschlich verursachter Katastrophe. Für den Geburtstag ihrer Mutter hatte sie im Internet von einem Blumenzüchter aus Fukushima, 7 km vom Unglücksort entfernt, einen Blumentopf Japanischer Wisteria bestellt. Als am 11. März 2011 die Erde bebte und den Tsunami und Super-GAU auslöste, war der Blumentopf bereits auf dem Postweg und der Blumenzüchter hatte alles verloren. Die Blumen aber blühen erneut jedes Frühjahr. Die verblühten Blütenblätter hat Terada mit Schnüren mit den Orten auf einer Landkarte verbunden, an denen Atomkraftwerke in Betrieb sind oder gebaut werden.

Jörn Grothkopps Gemälde „Insel“ zeigt eine stark abstrahierte Landschaftsszene, gesehen an der japanischen Küste südlich von Tokio. Das isolierte, funktionale Gebäude an einem Hügel, gebadet in fahles Mondlicht unter blauem Nachthimmel, wirkt wie eine Mondbasis, eine erste Station im All, wie der Beginn der Kolonisierung eines fremden Planeten. Das Bild fängt den Moment ein, in dem uns unserer eigener Planet plötzlich wieder unvertraut und neuartig erscheint, in „unheimliches“ Licht getaucht, und unser Leben hierauf, ganz gleich, wo wir uns befinden, als insular, räumlich und zeitlich begrenzt, flüchtig, und – vielleicht sogar im kosmischen Sinne – essenziell nomadenhaft.

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In a Bed of Roses 

Stefan Roloff • Deborah Sengl • Yukiko Terada •
Jörn Grothkopp

14 July – 3 September, 2016

The group exhibition „In a Bed of Roses“ with works by Stefan Roloff, Deborah Sengl, Yukiko Terada and Jörn Groothkopp presents various approaches to the fight for survival in our global world and focuses on the topic of (the loss of) home.

Stefan Roloff confronted this fight at the age of 16 when he left the walled-in city of West Berlin. He narrowly escaped the Fascist police in Franco-Spain. Existential experiences as a migrant in Mexico and the USA formed the German-American artist and continue to influence his work.
The large-format ink drawings and paintings on exhibit are part of the project “Ark O Platz”, a planned monument on Oranienplatz in Berlin’s Kreuzberg district. It was inspired by the refugee protest movement. Part of the show is a model of that monument which Roloff created in the form of a boat. Here, he uses the term Ark according to its original meaning in ancient Greek where it signifies the “origin of action”. The monument will provide space for the self-organization and integration of migrants, free from religious or political influences. The realization is planned for 2017. The project is supported by Akademie der Künste.

Deborah Sengl’s work “ Home Story“ is also concerned with gaps in human society created by increasingly split realities. The figure of the homeless—disrooted, fallen (or pushed) from his natural living environment—is placed next to a selfie girl equipped with luxury brands. But she is equally cut off from the stable base of a secure existence. Her self-image, the status symbols and selfie posing speak a clear language of loss of meaning, alienation and inner desolation.

Berlin-based Japanese artist Yukiko Terada approaches the topic in her own subtly indirect and poetic way. Her work „Birthday Flowers From Fukushima“ refers to the forced relocation of residents near the nuclear power plant Fukushima after the tsunami triggered the meltdown—a combination of natural and human-induced disaster. For the birthday of her mother on March 12, 2011, she had ordered a pot of Japanese Wisteria flowers via internet from a florist in Fukushima. When on March 11 the earth trembled and the tsunami and a nuclear meltdown were triggered, the flowers were already in the mail and the florist had lost everything. The flowers continue to bloom every spring. Terada connected the withered petals with strings to locations on a world-map marking the points where nuclear power plants are in operation or under construction.

Jörn Grothkopp’s painting „The Island“ shows a strongly abstracted landscape scene, seen somewhere south of Tokyo on the Japanese coast. The isolated, functional building on a hill, bathed in moonlight under a blue night sky, appears like a lunar base, the first station of a new settlement in space, the beginning of the colonization of a new planet. The image captures the moment at which suddenly our own planet seems unfamiliar and foreign again, cast in an eerily un-cosy light. And with it our life on it, regardless of where we are, is revealed as insular, spatially and temporally limited, ephemeral, and—possibly even in a cosmic sense—essentially nomadic.

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